Die Systematik der Konjunkturzyklen und Wirtschaftskrisen

Warum kommt es immer wieder zu Konjunkturschwankungen und wie entstehen die großen Wirtschaftskrisen? Steckt eine Systematik dahinter? Ließen sich die Abschwungphasen vermeiden?

 

Auch Deutschland bleibt nicht verschont...
Selbst in einem wirtschaftlich und politisch so stabilem Land wie Deutschland gibt es Konjunkturzyklen. So etwa alle zehn Jahre fängt es an zu kriseln. Die Abwärtstrends sind in der Regel nicht hausgemacht, sondern Folge der Exportabhängigkeit. Die wirkt auf zweierlei Art. Zum einen, weil die ausländische Konkurrenz den produktiven oder technologischen Rückstand in den uns verbliebenen Branchen immer wieder aufholt. Und zum anderen, weil globale Wirtschaftskrisen auf ein Exportland besonders schnell durchschlagen.

Dabei erweist sich das länderübergreifende, ineinander verzahnte Finanz- und Bankenwesen als schwere Hypothek. Krachen ausländische Banken oder Staaten wegen zu hoher Schulden zusammen, sind in der Regel auch deutsche Geldinstitute davon betroffen. Weil sie dann einen Teil der dort vergebenen Kredite abschreiben müssen.
Manch deutsche Geldhäuser sind mit einem solchen Aderlass überfordert. Sie müssen dann selbst Insolvenz anmelden und reißen damit wiederum andere Banken (natürlich auch ausländische) mit in den Abwärtsstrudel. Es ist der bekannte Dominoeffekt, der sich weltweit ausbreitet.

Doch selbst die überlebenden Banken, die bei den Kreditvergaben vorsichtiger waren bzw. sich über teure Kreditausfallversicherungen besser abgesichert haben, verlieren durch die hohen Kreditausfälle einen wesentlichen Teil ihres Eigenkapitals. Sie können dann kaum noch neue Kredite vergeben (die die heimische Industrie dringend braucht), was die gesamte Volkswirtschaft lähmt. Dadurch schnellen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe, die Sozialkosten explodieren, die Staatsverschuldung nimmt massiv zu.

Was in einer solchen Situation geschieht, haben wir vor zehn Jahren erlebt. Der Staat bzw. die "unabhängige Zentralbank" (in unserem Fall die EZB) springt ein und flutet das gesamte Währungsgebiet mit Billiggeld. Sie generiert (druckt) in Unmengen neues Geld, verleiht dieses Geld dann zinslos an die verbliebenen Finanzinstitute und kauft im Notfall sogar noch Staatsanleihen der überschuldeten EU-Mitgliedsländer auf.
Die Folge dieser halsbrecherischen Notlösung: Die Sparer und die Besitzer von Lebensversicherungen werden schleichend enteignet, die Billigstkredite lösen einen irrwitzigen Bauboom aus und ermöglichen sogar Investitionen in Objekte, die bei normalen Zinsen niemals angedacht worden wären. Dadurch werden marktwirtschaftliche Grundsätze reihenweise über Bord geworfen.

Dass diese riskanten Tricksereien und Geldmanipulationen bisher noch einigermaßen glimpflich abliefen, liegt vermutlich nur an der Undurchschaubarkeit des globalen Finanzsystems. Früher hätte eine offensichtliche Billiggeldschwemme postwendend die Inflation befeuert. Heute haben selbst Experten keinen echten Durchblick mehr.

 

Das Dilemma der Schuldenstaaten...
Nun sind leider nicht alle Staaten finanziell so gut gerüstet wie Deutschland, was sich allein schon an der Höhe der Staatsverschuldung ablesen lässt. In der EU gelten Griechenland und Italien als Sorgenkinder. Außerhalb Europas ist die Lage aber oft noch weit dramatischer. Weil Staaten zu hohe Auslandskredite aufgenommen haben, die im Falle einer stark anziehenden Inflation kaum noch zu bedienen sind. Die Ursachen für die Krisen sind vielfältig. Der Türkei zum Beispiel machen derzeit die US-amerikanischen Sanktionen zu schaffen. Aber auch die Entdemokratisierung der Türkei wird zunehmend zu einem Handicap, weil ausländische Investoren das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit verlieren (Angst um ihr Geld haben).

 

Erst die Währungsreform im Juni 1948 brachte Deutschland wieder voran!
Die Lage im zerstörten Deutschland war nach dem 2. Weltkrieg katastrophal. Das änderte sich erst mit Einführung der neuen D-Mark. Quasi über Nacht gab es in den Läden wieder etwas zu kaufen. Weil die neue Währung Vertrauen schuf, hinter dem Geld eine echte Kaufkraft steckte und der Händler sein knappes Gut nicht mehr für lächerliche Reichsmark der Nazizeit eintauschen musste.
Die behutsame Ausweitung der Geldmenge war damals alleinige Aufgabe der Bundesbank und vollzog sich entsprechend des Wirtschaftswachstums. Das schuf Stabilität und ein hohes Vertrauen, es war der Grundstein für das überraschende Wirtschaftswunder. Auf ausländische Kredite (und Abhängigkeiten) konnte der Staat und die Wirtschaft weitgehend verzichten. Und heute....

 

Konjunkturzyklen und Wirtschaftskrisen - das ewige Auf und Ab...
Im Normalfall wächst die Wirtschaft - national und weltweit. Das liegt zum einen am steten Bevölkerungswachstum, vor allem aber auch am technologischen Fortschritt, der steigenden Produktivität.
Läuft die Wirtschaft rund, steigt das Volksvermögen. Aktienwerte ziehen an, Immobilien- und Edelmetallpreise ebenso. Durch diesen Anstieg wird die Bevölkerung insgesamt wohlhabender, denn deren Vermögenswerte wachsen. Das wiederum beflügelt den Konsum.

Doch irgendwann dreht sich der Wind...
Das Konsumklima trübt sich ein,
a) weil wegen des globalen Dumpingswettbewerbs und steigender Soziallasten (Flüchtlinge) beim Normalverbraucher immer weniger Geld (= Kaufkraft) ankommt und die reicher werdenden Kapitalisten und Spekulanten nicht wissen, wohin mit dem vielen Geld,
b) weil Arbeit sich nicht mehr lohnt (
weil besonders für Familien und Alleinerziehende ein Leben auf Staatskosten oft lukrativer ist),
c) weil durch Steuer- und Abgabenerhöhung die Leistungsbereitschaft der Bevölkerung (vor allem der Eliten) sinkt,

d) weil ein allgemeines Sättigungsgefühl einsetzt (man hat alles),
e) weil man fürchtet, die Preise für Vermögenswerte hätten ihren Zenit überschritten,
f) weil besondere Ereignisse die Stimmung vermiesen (unerwartete Wahlergebnisse, Regierungskrisen, Aufruhr in der Bevölkerung, ausländische Bankenpleiten, in Not geratene Pensionskassen, sinkende Wachstumsprognosen, EU- und Euro-Krisen, Naturkatastrophen usw.),
g) weil sich Zukunftsängste in der Bevölkerung ausbreiten, z. B. wegen der Digitalisierung oder der Entwertung der privaten Altersvorsorge. Es wird folglich weniger konsumiert und mehr gespart (um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein).

Und plötzlich geht es nur noch abwärts...
Dann nämlich, wenn tatsächlich die Preise für Immobilien, Aktien und Edelmetalle ins Rutschen geraten. Es wird dann noch weniger Geld ausgegeben. Produzenten, Dienstleister und Handwerker leiden am Auftragsschwund. Überstunden werden abgebaut, Leute entlassen. Das Volkseinkommen sinkt.

Wenn der Abschwung außer Kontrolle gerät ...
Wird in dieser heiklen Phase falsch gegengesteuert (über die Geldmenge, Zinsen, Konjunkturprogramme), kann der systembedingte Abschwung zu einer schweren Wirtschaftskrise ausarten. Firmen kommen in Bedrängnis, weil die Umsätze einbrechen und die Geschäfte schlecht laufen. Und im privaten Bereich führen Entlassungen, Verdienstausfälle und schwindende Vermögenswerte zu vermehrten Privatinsolvenzen.

Wohlhabende Bürger versinken in Schulden...
Fühlte sich ein gutsituierter Durchschnittsbürger vor der Krise noch wohlhabend, weil zum Beispiel Vermögenswerten von insgesamt 400.000 Euro (Eigenheim 300.000 Euro, Aktien 100.000 Euro) Schulden in Höhe von nur 250.000 Euro gegenüberstanden, kann sich seine Situation in der Krise schnell umkehren. Halbieren sich seine Vermögenswerte aufgrund einer veränderten Marktlage, fällt er ins Bodenlose. Statt einem Überschuss (Realvermögen) von 150.000 Euro hätte er plötzlich 50.000 Euro Schulden, die durch nichts gedeckt wären.
Vielen Firmen geht es in dieser Lage kaum besser. Wegen einbrechender Umsätze geraten sie in Schieflage und können letztlich auch nicht mehr ihre Kredite bedienen.

Die Pleitewelle rollt...
Nun sitzen Banken und Sparkassen in der Falle. Kreditraten werden nicht mehr pünktlich zurückgezahlt, es gibt häufiger Totalausfälle. Solvente Sparer und Geldanleger werden misstrauisch und fordern ihre Einlagen zurück. Kommt es zu einem Run auf die Geldinstitute, droht deren Zahlungsunfähigkeit (Pleite).
Deshalb werden Regierungen immer versuchen, das Volk zu beruhigen (indem sie zum Beispiel Garantieerklärungen abgeben), um panikartige Geldabhebungen zu vermeiden. In besonders schweren Fällen werden sie Banken unterstützen oder sich (zumindest vorübergehend) an ihnen beteiligen.
Im Extremfall sind selbst die Staaten in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Um ihre Zusagen einzuhalten, müssten Sie unter Umständen neues Geld generieren (drucken), was die Geldentwertung beschleunigt.

 

Die eigentliche Ursache der Wirtschaftskrisen...
Des Wurzels Übel: Mit kurzfristigen fremden Spareinlagen werden langfristige Kredite finanziert!
Würde ein Privatmann so handeln, müsste man von einer Veruntreuung sprechen. Denn wenn mir jemand sein Geld anvertraut, darf ich damit nicht einfach ins Risiko gehen und es weiterverleihen.
Im Finanzsystem hat sich aber diese unsolide Art von Geldverleih und scheinbarer Geldschöpfung durchgesetzt. Werden Kreditnehmer reihenweise insolvent, können Sparer und Investoren ihr Geld nicht zurückerhalten. Es sei denn, der Staat greift den in Not geratenen Geldinstituten unter die Arme, indem er Geld "druckt", also das vorhandene Geld entwertet und die Inflation weiter antreibt.

Das Grundprinzip des Finanzkreislaufs ist hinlänglich bekannt:
1. Sparer und Geldanleger tragen ihr überschüssiges Barvermögen zum Geldinstitut weil es dort vor Diebstahl, Feuer usw. geschützt ist. Außerdem erwarten sie eine Zinsrendite, die zumindest die schleichende Entwertung ausgleicht.

2. Die Kosten für die sichere Lagerung und die Verzinsung können die Geldinstitute nur erwirtschaften, indem sie mit dem Geld arbeiten. Sie verleihen es also zu höheren Zinsen weiter.

3. Und hier tauchen die drei großen Probleme auf:
a) Anleger möchten gerne die tägliche Verfügungsgewalt über ihre Guthaben behalten, sie möchten ihr Geld jederzeit wieder abheben können. Und Kreditnehmer wünschen das genaue Gegenteil, sie erwarten und brauchen (besonders bei größeren Anschaffungen wie Immobilien) eine lange Laufzeit zu einem festen Niedrigzins.
b) Jede Kreditvergabe ist aber mit einem Risiko behaftet. Selbst traditionsreiche gesunde Firmen können urplötzlich insolvent werden. Und im Privatbereich ist das Ausfallrisiko kaum geringer. Denn als Sicherheit dienende Vermögenswerte können in ihrem Wert stark absacken und die Einkommensverhältnisse des Kreditnehmers können sich rapide verschlechtern (Krankheit, Invalidität, Scheidung, Jobverlust).
c) Das dritte Problem: Die Inflationsentwicklung der nächsten Jahre lässt sich nicht im Voraus berechnen. Im allgemeinen wird darauf vertraut, dass ein seit Jahren anhaltender Trend sich weiter fortsetzt (eine fatale Fehleinschätzung).

4. Um die Unvereinbarkeit von kurzfristigen Spareinlagen und langfristigen Darlehen zu überbrücken, baut das Finanzwesen auf eine möglichst breite Risikostreuung. Es wird nur ein kleiner Anteil an faulen Krediten einkalkuliert. Eventuell werden auch noch spekulative Kreditpakete geschnürt und weiterveräußert, Ausfallversicherungen abgeschlossen und Ratingagenturen eingeschaltet (um ein Gütesiegel für die gehandelten Kreditpakete zu bekommen).
Dennoch: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht! Die Zahlungsfähigkeit der Ausfallversicherer ist begrenzt und vom Vermarkter angeheuerte Ratingagenturen können sich irren. Beim Platzen einer Spekulationsblase kann das ganze System kollabieren (wie es zuletzt 2008 der Fall war).

 

Wie lassen sich Wirtschaftskrisen vermeiden?
1. Indem der Staat antizyklisch handelt.
Das heißt also: Brummt die Konjunktur, müssen Leitzinsen angehoben, staatliche Investitionen eingeschränkt und die Staatsverschuldung abgebaut werden.
Kommt es zu einer wirtschaftlichen Abschwächung, können Zinsen gesenkt, staatliche Investitionen, die Staatsverschuldung und notfalls sogar die Geldmenge erhöht werden.

2. Abbau der globalen Abhängigkeiten und Verflechtungen.
Deutschland traf die sich 1929 ausbreitende Weltwirtschaftskrise besonders hart, weil Staat und Wirtschaft vom ausländischen Kapital abhängig waren. Das ausländische Kapital wurde abgezogen, die deutsche Wirtschaft brach zusammen. Die Sowjetunion dagegen blieb wegen ihrer weitgehenden wirtschaftlichen und finanziellen Unabhängigkeit von der globalen Krise verschont.
Auch heute gilt: Je unabhängiger ein souveräner Staat vom ausländischen Geld und vom Welthandel ist, desto besser ist er vor Krisen gefeit. Es kann ihm kaum etwas passieren! Würde weltweit die absurd übersteigerte Finanz-, Ex- und Importabhängigkeit zurückgeschraubt, würde es weit weniger Konjunkturschwankungen geben und eine nationale Krise könnte nicht zu einer Weltwirtschaftskrise ausarten.

 

Die derzeitigen Niedrigzinsen sind der reine Wahnsinn!
Und sie sind hochriskant, sie provozieren geradezu die nächste große Krise. Weil die hohen Ausfallrisiken ignoriert werden.

Hypotheken für 1,5 Prozent Jahreszins riechen nach Betrug!
Da sieht man mal wieder, was der globale Vernichtungswettbewerb anrichten kann. Ein fairer Hypothekenzins müsste bei 10jähriger Laufzeit mindestens fünf Prozent per anno betragen. Denn rechnet man das allgemeine Ausfallrisiko seriös mit ein, ebenso wie die Möglichkeit einer anziehenden Inflation, berücksichtigt man weiterhin eine kleine Verwaltungsgebühr und einen geringen Gewinn, kann unter fünf Prozent eigentlich gar nichts laufen (für Staatsanleihen gilt ähnliches).

Wenn also nun bereits seit vielen Jahren Hypothekenzinsen um die 1,5 Prozent herumdümpeln, kann es kaum mit rechten Dingen zugehen. Irgendwo bauen sich da gewaltige Blasen oder Risiken auf, die erst so richtig sichtbar werden, wenn es wieder einmal zu spät ist.
Es erinnert an die Subprimeblase in den USA nach der Jahrtausendwende, als Hypotheken immer großzügiger und am Ende ohne seriöse Bonitätsprüfung vergeben wurden. Heute läuft die Spekulationsblase anders herum. Der Hauskauf wird ermöglicht über Hypotheken, die viel zu billig sind und keinerlei Ausfallrisiken abdecken. Erst später wird man sehen, wer in diesem Fall die Verlierer sind. Vermutlich sind es wieder einmal die Steuerzahler, die systemrelevante Kreditinstitute retten müssen. Geschröpft werden aber auch die Aktionäre der Banken und alle Bürger, die sich auf die Sicherheit ihrer Lebensversicherungen und Pensionsfonds verlassen.
Bei dieser Gelegenheit sei angemerkt: Ich bin sowieso kein Freund privater Pensionsfonds, wie sie in den USA üblich sind. Ein staatliches Umlage-Rentensystem ohne Kapitalansammlung (wie in Deutschland) scheint mir nicht nur sicherer, sondern auch plausibler. Weil der sogenannte Generationenvertrag nicht Unsummen an Kapital bindet! Kapital, das dem Konsumkreislauf entzogen wird und zumindest teilweise in spekulative Geschäfte fließt (und damit die Marktwirtschaft verzerrt).

Der Staat könnte den nun schon seit 10 Jahren anhaltenden Vernichtungswettbewerb im Kreditgewerbe verhindern, indem er zum Beispiel für Hypotheken einen Festzins von mindestens 4,5 % per anno (bei 10jähriger Bindung) vorschreibt und zudem verlangt, inländische Immobilien nur über deutsche Institute finanzieren zu lassen.
Aber in einer Zeit des real existierenden Kasinokapitalismus sind solche Vorgaben natürlich verpönt. Jeder denkt nur an den eigenen Profit (die günstige Finanzierung seines Eigenheims). Und ob die deutschen Banken zusammenbrechen, interessiert im Voraus nicht wirklich. Wenn ich mich recht erinnere, haben die beiden verbliebenen deutschen Großbanken (Deutsche Bank und Commerzbank) in den letzten 15 Jahren einen Wertverlust von ca. 80-90 Prozent hinnehmen müssen. Braucht man sich über diese Entwicklung wirklich keine Gedanken machen?

 

Können unterentwickelte Staaten nur über die Globalisierung aufsteigen?
Meine obigen Ausführungen mögen auch dazu beitragen, die fatalen Irrlehren der zollfeindlichen Kapitallobby zu entkräften. Nicht die Globalisierung, sondern innere Reformen sind der Schlüssel für einen nachhaltigen volkswirtschaftlichen Erfolg.
Das Ende des Massenelends in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wurde am 24. Juni 1948 über Nacht durch die Währungsreform eingeleitet. Das Vertrauen in die neue deutsche Mark und die gleichzeitige Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung (staatlich gelenkte Preis- und Produktionsplanung) führte dazu, dass von heute auf morgen die Läden wieder voll waren, die Menschen neuen Lebensmut schöpften und voller Tatendrang eine sinnvolle Erwerbsarbeit anstrebten.
Es braucht nicht unbedingt fremdes Kapital für diese Initialzündung. Das neue Geld des Staates ist nicht schlechter als das bedruckte Geldnotenpapier des Auslandes - wenn das Vertrauen in die neue Regierung gerechtfertigt ist. Wenn also moralische Grundsätze wieder Gültigkeit haben, Schwarzhandel, behördliche Willkür, Korruption und Vetternwirtschaft durch eine nachvollziehbare Rechtsstaatlichkeit ersetzt wurde.
Die einzige Hilfe, die ein darniederliegendes Land für seinen Aufbau braucht (nicht zwingend, aber es vereinfacht die Sache ungemein): Günstige ausländische Investitionskredite zum Kauf unverzichtbarer Rohstoffe und Maschinen (vor allem für Kleinunternehmer und mittelständische Betriebe). So wie sie 1948 neben vielen anderen Staaten auch die BRD von den USA über den Marshallplan erhalten hat. Diese Form von Hilfe zur Selbsthilfe dürfte wesentlich billiger kommen als die bisher nach dem Gießkannenprinzip gewährten Unterstützungen. Die Kreditgewährung darf natürlich nicht gekoppelt werden an aufgezwungene, erpresserische Freihandelsverträge. Ein im Aufbau befindlicher Staat braucht nun einmal hohe Schutzzölle, um die sich mühsam entwickelnde Kaufkraft im Lande zu halten.
Oberstes Gebot: Zurückhaltung bei Auslandskrediten!
Immer wieder scheitern Staaten, weil sie sich im Ausland zu stark verschulden. Durch zu hohe Kreditlasten geraten sie dann in einen Strudel von Abhängigkeiten, der nicht selten in einer Hyperinflation mündet. Deshalb sind Auslandskredite immer nur eine Notlösung. Der Aufbau einer eigenen vertrauenswürdigen Landeswährung muss oberstes Ziel eines jeden Entwicklungslandes sein. Verfügt dieses Land über genügend Rohstoffe oder bringen ausländische Investoren Devisen ins Land, sollte auf Auslandskredite weitgehend verzichtet werden. Denn Auslandskredite führen generell zu großen Abhängigkeiten, in manchen Fällen sogar zu einer indirekten Versklavung der gesamten Bevölkerung.

 

Venezuela - wie die Globalisierung und der Geldrausch ein Land ruinierte...
Getreu der hochgehandelten Heilslehren der volkswirtschaftlichen Urgesteine Adam Smith und David Ricardo baute Venezuela ganz auf die Globalisierung. Man folgte der empfohlenen Doktrin, hauptsächlich das herzustellen, was man international am besten vermarkten konnte. Die venezulanische Wirtschaft konzentrierte sich infolgedessen auf den Export von Öl (das südamerikanische Land hat weltweit die größten Ölvorkommen). Als Ausgleich zum gewaltigen Ölexport wurden am Ende etwa 90 % der Verbrauchsgüter und Lebensmittel importiert.
Und nun? Der Ölpreis hat sich in den letzten Jahren halbiert, die verstaatlichten Förderanlagen und Raffinerien in Venezuela sind veraltet und verkommen. Ingenieure und Eliten haben ihr Heimatland wegen der Misswirtschaft und der Korruption verlassen. Die verbleibende Bevölkerung hungert (die Landwirtschaft liegt darnieder), bezahlte Arbeit gibt es kaum.
Hätte Venezuela von vornherein seine Unternehmer und die Landwirtschaft über hohe Importzölle geschützt, wäre es zum modernen Industriestaat aufgestiegen. Nun aber herrscht dort das absolute Chaos (Hunger, Elend, Hyperinflation, Massenflucht). Selbst die Milliardengewinne aus dem Erdölexport können die Misere nicht mehr abwenden.

Dabei sind Bodenschätze doch eigentlich ein Gottesgeschenk, sie sind gigantischen Entwicklungshilfen gleichzusetzen. Man stelle sich das einmal vor: Hunderte oder gar tausende Milliarden Euro an Erdöleinnahmen sind verpufft, wurden für den importierten Wohlstand verbraten, haben sich in Luft aufgelöst. Im zerstörten Deutschland hat nach dem 2. Weltkrieg eine vergleichsweise niedrige Summe an Krediten (Marschallplan) ausgereicht, um ein lang anhaltendes Wirtschaftswunder auszulösen.
Was lehrt uns das alles? Auch noch so hohe Entwicklungshilfen bringen nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. So wie Venezuela haben auch zahlreiche andere Staaten ihre üppigen Bodenschätze nicht für den Aufbau ihres Landes genutzt. Hätte es dort überall hohe Einfuhrzölle gegeben, sähe die Welt heute anders aus.

 

Schlussanmerkung:
Ganz im Sinne von Milton Friedmann wurden die globalen Finanzmärkte seit den 1980er Jahren radikal liberalisiert und haben sich von der Realwirtschaft weitgehend entkoppelt. Allein im Derivatemarkt werden pro Jahr über 1000 Billionen Euro umgesetzt. Welcher Staat kann da noch durchblicken bzw. eine echte Kontrolle ausüben?
Der Dax, in dem die 30 größten deutschen Aktienkonzerne gelistet sind, konnte in den letzten 30 Jahren einen Kursanstieg von 1000 Prozent verbuchen (obwohl die beiden einstigen Schwergewichte Deutsche Bank und Commerzbank im Wert abgestürzt sind). Im gleichen Zeitraum sind in Deutschland die inflationsbereinigten Nettolöhne und vor allem die Renten gesunken. Also läuft alles bestens!? Keine Änderungen notwendig!? Es lebe der globale Ultraliberalismus?

 

Können Geschäftsbanken tatsächlich Geld schöpfen?
Das wird oftmals von Finanzexperten behauptet. Demnach soll das Geld, das von Geschäftsbanken an die Kunden verliehen wird, nicht von den Zentralbanken oder den Spareinlagen anderer Kunden stammen, sondern über das Giralgeld (elektronische Kontobewegungen) erzeugt werden.
Aber diesen Behauptungen wird auch heftig widersprochen. Nicht zu unrecht wird argumentiert: "Wenn die Geldschöpfung so einfach wäre, wenn die Banken so leicht neues Geld generieren könnten, warum gibt es dann überhaupt noch Bankenpleiten?". Mir scheint diese Geldschöpfungstheorie auch suspekt. Wenn sie aber tatsächlich stimmen würde, bestünde meines Erachtens akuter Handlungsbedarf. Nach meiner Auffassung dürfte allein die eigene Staatsbank bzw. Zentralbank legitimiert sein, neues Geld zu kreieren. Alles andere wäre der reinste Wahnsinn, eine tickende Zeitbombe.

 


Anmerkung: Meine Einschätzungen beruhen auf eigenen Marktbeobachtungen. Ich bin kein Banker und habe deshalb auch kein Insiderwissen. Ich gebe deshalb keine Gewähr für die Richtigkeit meiner Analysen. Aber bezüglich der Geldtheorie klaffen die Meinungen eh stark auseinander. Selbst die beiden bedeutendsten Finanzexperten des 20. Jahrhunderts, Keynes und Friedmann, vertraten in entscheidenden Punkten völlig konträre Ansichten.

 

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© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung 10. März 2018

 

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"Ich lese nur das, was meine eigene Meinung bestätigt! Ich will mich ja schließlich nicht ärgern!"
Mit dieser weit verbreiteten Haltung ist der Demokratie aber wenig gedient. Merkwürdig, dass man derlei Sprüche gerade von Leuten hört die vorgeben, die Demokratie retten zu wollen und sich selbst für tolerant halten.