Die Systematik der Konjunkturzyklen und Wirtschaftskrisen
Warum kommt es immer wieder zu Konjunkturschwankungen und wie entstehen die großen Wirtschaftskrisen? Steckt eine Systematik dahinter? Ließen sich die Abschwungphasen vermeiden?
Auch
Deutschland bleibt nicht verschont...
Selbst in
einem wirtschaftlich und politisch so stabilem Land wie Deutschland
gibt es Konjunkturzyklen. So etwa alle zehn Jahre fängt es an zu
kriseln. Die Abwärtstrends sind in der Regel nicht hausgemacht,
sondern Folge der Exportabhängigkeit. Die wirkt auf
zweierlei Art. Zum einen, weil die ausländische Konkurrenz den
produktiven oder technologischen Rückstand in den uns
verbliebenen Branchen immer wieder aufholt. Und zum anderen, weil
globale Wirtschaftskrisen auf ein Exportland besonders schnell
durchschlagen.
Dabei erweist sich
das länderübergreifende, ineinander verzahnte Finanz- und
Bankenwesen als schwere Hypothek. Krachen ausländische Banken
oder Staaten wegen zu hoher Schulden zusammen, sind in der Regel auch
deutsche Geldinstitute davon betroffen. Weil sie dann einen Teil der
dort vergebenen Kredite abschreiben müssen.
Manch deutsche Geldhäuser sind mit einem solchen Aderlass
überfordert. Sie müssen dann selbst Insolvenz anmelden und
reißen damit wiederum andere Banken (natürlich auch
ausländische) mit in den Abwärtsstrudel. Es ist der
bekannte Dominoeffekt, der sich weltweit ausbreitet.
Doch selbst die überlebenden Banken, die bei den Kreditvergaben vorsichtiger waren bzw. sich über teure Kreditausfallversicherungen besser abgesichert haben, verlieren durch die hohen Kreditausfälle einen wesentlichen Teil ihres Eigenkapitals. Sie können dann kaum noch neue Kredite vergeben (die die heimische Industrie dringend braucht), was die gesamte Volkswirtschaft lähmt. Dadurch schnellen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe, die Sozialkosten explodieren, die Staatsverschuldung nimmt massiv zu.
Was in einer
solchen Situation geschieht, haben wir vor zehn Jahren erlebt. Der
Staat bzw. die "unabhängige Zentralbank" (in unserem Fall die
EZB) springt ein und flutet das gesamte Währungsgebiet mit
Billiggeld. Sie generiert (druckt) in Unmengen neues Geld, verleiht
dieses Geld dann zinslos an die verbliebenen Finanzinstitute und
kauft im Notfall sogar noch Staatsanleihen der überschuldeten
EU-Mitgliedsländer auf.
Die Folge dieser halsbrecherischen Notlösung: Die Sparer und die
Besitzer von Lebensversicherungen werden schleichend enteignet, die
Billigstkredite lösen einen irrwitzigen Bauboom aus und
ermöglichen sogar Investitionen in Objekte, die bei normalen
Zinsen niemals angedacht worden wären. Dadurch werden
marktwirtschaftliche Grundsätze reihenweise über Bord
geworfen.
Dass diese riskanten Tricksereien und Geldmanipulationen bisher noch einigermaßen glimpflich abliefen, liegt vermutlich nur an der Undurchschaubarkeit des globalen Finanzsystems. Früher hätte eine offensichtliche Billiggeldschwemme postwendend die Inflation befeuert. Heute haben selbst Experten keinen echten Durchblick mehr.
Das
Dilemma der Schuldenstaaten...
Nun sind
leider nicht alle Staaten finanziell so gut gerüstet wie
Deutschland, was sich allein schon an der Höhe der
Staatsverschuldung ablesen lässt. In der EU gelten Griechenland
und Italien als Sorgenkinder. Außerhalb Europas ist die Lage
aber oft noch weit dramatischer. Weil Staaten zu hohe Auslandskredite
aufgenommen haben, die im Falle einer stark anziehenden Inflation
kaum noch zu bedienen sind. Die Ursachen für die Krisen sind
vielfältig. Der Türkei zum Beispiel machen derzeit die
US-amerikanischen Sanktionen zu schaffen. Aber auch die
Entdemokratisierung der Türkei wird zunehmend zu einem Handicap,
weil ausländische Investoren das Vertrauen in die
Rechtsstaatlichkeit verlieren (Angst um ihr Geld haben).
Erst
die Währungsreform im Juni 1948 brachte Deutschland wieder
voran!
Die Lage im zerstörten Deutschland war nach dem 2. Weltkrieg
katastrophal. Das änderte sich erst mit Einführung der
neuen D-Mark. Quasi über Nacht gab es in den Läden wieder
etwas zu kaufen. Weil die neue Währung Vertrauen schuf, hinter
dem Geld eine echte Kaufkraft steckte und der Händler sein
knappes Gut nicht mehr für lächerliche Reichsmark der
Nazizeit eintauschen musste.
Die behutsame Ausweitung der Geldmenge war damals alleinige Aufgabe
der Bundesbank und vollzog sich entsprechend des
Wirtschaftswachstums. Das schuf Stabilität und ein hohes
Vertrauen, es war der Grundstein für das überraschende
Wirtschaftswunder. Auf ausländische Kredite (und
Abhängigkeiten) konnte der Staat und die Wirtschaft weitgehend
verzichten. Und heute....
Konjunkturzyklen
und Wirtschaftskrisen - das ewige Auf und Ab...
Im
Normalfall wächst die Wirtschaft - national und weltweit. Das
liegt zum einen am steten Bevölkerungswachstum, vor allem
aber auch am technologischen Fortschritt, der steigenden
Produktivität.
Läuft die Wirtschaft rund, steigt das Volksvermögen.
Aktienwerte ziehen an, Immobilien- und Edelmetallpreise ebenso. Durch
diesen Anstieg wird die Bevölkerung insgesamt wohlhabender, denn
deren Vermögenswerte wachsen. Das wiederum beflügelt den
Konsum.
Doch
irgendwann dreht sich der Wind...
Das
Konsumklima trübt sich ein,
a) weil wegen des globalen Dumpingswettbewerbs und steigender
Soziallasten (Flüchtlinge) beim Normalverbraucher immer weniger
Geld (= Kaufkraft) ankommt und die reicher werdenden Kapitalisten und
Spekulanten nicht wissen, wohin mit dem vielen Geld,
b) weil Arbeit sich nicht mehr lohnt (weil
besonders für Familien und Alleinerziehende ein Leben auf
Staatskosten oft lukrativer ist),
c) weil durch Steuer- und Abgabenerhöhung die
Leistungsbereitschaft der Bevölkerung (vor allem der Eliten)
sinkt,
d) weil ein
allgemeines Sättigungsgefühl einsetzt (man hat alles),
e) weil man fürchtet, die Preise für Vermögenswerte
hätten ihren Zenit überschritten,
f) weil besondere Ereignisse die Stimmung vermiesen (unerwartete
Wahlergebnisse, Regierungskrisen, Aufruhr in der Bevölkerung,
ausländische Bankenpleiten, in Not geratene Pensionskassen,
sinkende Wachstumsprognosen, EU- und Euro-Krisen, Naturkatastrophen
usw.),
g) weil sich Zukunftsängste in der Bevölkerung ausbreiten,
z. B. wegen der Digitalisierung oder der Entwertung der privaten
Altersvorsorge. Es wird folglich weniger konsumiert und mehr gespart
(um für den Fall der Fälle gerüstet zu
sein).
Und
plötzlich geht es nur noch abwärts...
Dann
nämlich, wenn tatsächlich die Preise für Immobilien,
Aktien und Edelmetalle ins Rutschen geraten. Es wird dann noch
weniger Geld ausgegeben. Produzenten, Dienstleister und Handwerker
leiden am Auftragsschwund. Überstunden werden abgebaut, Leute
entlassen. Das Volkseinkommen sinkt.
Wenn
der Abschwung außer Kontrolle gerät ...
Wird in
dieser heiklen Phase falsch gegengesteuert (über die Geldmenge,
Zinsen, Konjunkturprogramme), kann der systembedingte Abschwung zu
einer schweren Wirtschaftskrise ausarten. Firmen kommen in
Bedrängnis, weil die Umsätze einbrechen und die
Geschäfte schlecht laufen. Und im privaten Bereich führen
Entlassungen, Verdienstausfälle und schwindende
Vermögenswerte zu vermehrten Privatinsolvenzen.
Wohlhabende
Bürger versinken in Schulden...
Fühlte sich ein gutsituierter Durchschnittsbürger vor der
Krise noch wohlhabend, weil zum Beispiel Vermögenswerten von
insgesamt 400.000 Euro (Eigenheim 300.000 Euro, Aktien 100.000 Euro)
Schulden in Höhe von nur 250.000 Euro gegenüberstanden,
kann sich seine Situation in der Krise schnell umkehren. Halbieren
sich seine Vermögenswerte aufgrund einer veränderten
Marktlage, fällt er ins Bodenlose. Statt einem Überschuss
(Realvermögen) von 150.000 Euro hätte er plötzlich
50.000 Euro Schulden, die durch nichts gedeckt wären.
Vielen Firmen geht es in dieser Lage kaum besser. Wegen einbrechender
Umsätze geraten sie in Schieflage und können letztlich auch
nicht mehr ihre Kredite bedienen.
Die
Pleitewelle rollt...
Nun sitzen Banken und Sparkassen in der Falle. Kreditraten werden
nicht mehr pünktlich zurückgezahlt, es gibt
häufiger Totalausfälle. Solvente Sparer und Geldanleger
werden misstrauisch und fordern ihre Einlagen
zurück. Kommt es zu einem Run auf die Geldinstitute, droht
deren Zahlungsunfähigkeit (Pleite).
Deshalb werden Regierungen immer versuchen, das Volk zu beruhigen
(indem sie zum Beispiel Garantieerklärungen abgeben), um
panikartige Geldabhebungen zu vermeiden. In besonders schweren
Fällen werden sie Banken unterstützen oder sich (zumindest
vorübergehend) an ihnen beteiligen.
Im Extremfall sind selbst die Staaten in ihrer
Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Um ihre Zusagen
einzuhalten, müssten Sie unter Umständen neues Geld
generieren (drucken), was die Geldentwertung beschleunigt.
Die
eigentliche Ursache der Wirtschaftskrisen...
Des
Wurzels Übel: Mit kurzfristigen fremden Spareinlagen werden
langfristige Kredite finanziert!
Würde
ein Privatmann so handeln, müsste man von einer Veruntreuung
sprechen. Denn wenn mir jemand sein Geld anvertraut, darf ich damit
nicht einfach ins Risiko gehen und es weiterverleihen.
Im Finanzsystem hat sich aber diese unsolide Art von Geldverleih und
scheinbarer Geldschöpfung durchgesetzt. Werden Kreditnehmer
reihenweise insolvent, können Sparer und Investoren ihr Geld
nicht zurückerhalten. Es sei denn, der Staat greift den in Not
geratenen Geldinstituten unter die Arme, indem er Geld "druckt", also
das vorhandene Geld entwertet und die Inflation weiter antreibt.
Das
Grundprinzip des Finanzkreislaufs ist hinlänglich bekannt:
1.
Sparer und Geldanleger tragen ihr überschüssiges
Barvermögen zum Geldinstitut weil es dort vor Diebstahl, Feuer
usw. geschützt ist. Außerdem erwarten sie eine
Zinsrendite, die zumindest die schleichende Entwertung
ausgleicht.
2. Die Kosten für die sichere Lagerung und die Verzinsung können die Geldinstitute nur erwirtschaften, indem sie mit dem Geld arbeiten. Sie verleihen es also zu höheren Zinsen weiter.
3.
Und
hier tauchen die drei großen Probleme auf:
a) Anleger möchten gerne die tägliche
Verfügungsgewalt über ihre Guthaben behalten, sie
möchten ihr Geld jederzeit wieder abheben können. Und
Kreditnehmer wünschen das genaue Gegenteil, sie erwarten und
brauchen (besonders bei größeren Anschaffungen wie
Immobilien) eine lange Laufzeit zu einem festen Niedrigzins.
b) Jede Kreditvergabe ist aber mit einem Risiko behaftet.
Selbst traditionsreiche gesunde Firmen können urplötzlich
insolvent werden. Und im Privatbereich ist das Ausfallrisiko kaum
geringer. Denn als Sicherheit dienende Vermögenswerte
können in ihrem Wert stark absacken und die
Einkommensverhältnisse des Kreditnehmers können sich rapide
verschlechtern (Krankheit, Invalidität, Scheidung,
Jobverlust).
c) Das dritte Problem: Die Inflationsentwicklung der nächsten
Jahre lässt sich nicht im Voraus berechnen. Im allgemeinen
wird darauf vertraut, dass ein seit Jahren anhaltender Trend sich
weiter fortsetzt (eine fatale Fehleinschätzung).
4.
Um die
Unvereinbarkeit von kurzfristigen Spareinlagen und langfristigen
Darlehen zu überbrücken, baut das Finanzwesen auf eine
möglichst breite Risikostreuung. Es wird nur ein kleiner
Anteil an faulen Krediten einkalkuliert. Eventuell werden auch noch
spekulative Kreditpakete geschnürt und
weiterveräußert, Ausfallversicherungen abgeschlossen und
Ratingagenturen eingeschaltet (um ein Gütesiegel für die
gehandelten Kreditpakete zu bekommen).
Dennoch: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht! Die
Zahlungsfähigkeit der Ausfallversicherer ist begrenzt und vom
Vermarkter angeheuerte Ratingagenturen können sich irren. Beim
Platzen einer Spekulationsblase kann das ganze System kollabieren
(wie es zuletzt 2008 der Fall war).
Wie
lassen sich Wirtschaftskrisen vermeiden?
1.
Indem der Staat antizyklisch handelt.
Das heißt also: Brummt die Konjunktur, müssen Leitzinsen
angehoben, staatliche Investitionen eingeschränkt und die
Staatsverschuldung abgebaut werden.
Kommt es zu einer wirtschaftlichen Abschwächung, können
Zinsen gesenkt, staatliche Investitionen, die Staatsverschuldung und
notfalls sogar die Geldmenge erhöht werden.
2. Abbau der
globalen Abhängigkeiten und Verflechtungen.
Deutschland traf die sich 1929 ausbreitende Weltwirtschaftskrise
besonders hart, weil Staat und Wirtschaft vom ausländischen
Kapital abhängig waren. Das ausländische Kapital wurde
abgezogen, die deutsche Wirtschaft brach zusammen. Die Sowjetunion
dagegen blieb wegen ihrer weitgehenden wirtschaftlichen und
finanziellen Unabhängigkeit von der globalen Krise
verschont.
Auch heute gilt: Je unabhängiger ein souveräner Staat vom
ausländischen Geld und vom Welthandel ist, desto besser ist er
vor Krisen gefeit. Es kann ihm kaum etwas passieren! Würde
weltweit die absurd übersteigerte Finanz-, Ex- und
Importabhängigkeit zurückgeschraubt, würde es weit
weniger Konjunkturschwankungen geben und eine nationale Krise
könnte nicht zu einer Weltwirtschaftskrise ausarten.
Die
derzeitigen Niedrigzinsen sind der reine
Wahnsinn!
Und sie sind hochriskant, sie provozieren geradezu die nächste
große Krise. Weil die hohen Ausfallrisiken ignoriert
werden.
Hypotheken
für 1,5 Prozent Jahreszins riechen nach
Betrug!
Da sieht man mal wieder, was der globale Vernichtungswettbewerb
anrichten kann. Ein fairer Hypothekenzins müsste bei
10jähriger Laufzeit mindestens fünf Prozent per anno
betragen. Denn rechnet man das allgemeine Ausfallrisiko seriös
mit ein, ebenso wie die Möglichkeit einer anziehenden Inflation,
berücksichtigt man weiterhin eine kleine Verwaltungsgebühr
und einen geringen Gewinn, kann unter fünf Prozent eigentlich
gar nichts laufen (für Staatsanleihen gilt ähnliches).
Wenn also nun
bereits seit vielen Jahren Hypothekenzinsen um die 1,5 Prozent
herumdümpeln, kann es kaum mit rechten Dingen zugehen.
Irgendwo bauen sich da gewaltige Blasen oder Risiken auf, die erst
so richtig sichtbar werden, wenn es wieder einmal zu spät
ist.
Es erinnert an die Subprimeblase in den USA nach der
Jahrtausendwende, als Hypotheken immer großzügiger und am
Ende ohne seriöse Bonitätsprüfung vergeben wurden.
Heute läuft die Spekulationsblase anders herum. Der Hauskauf
wird ermöglicht über Hypotheken, die viel zu billig sind
und keinerlei Ausfallrisiken abdecken. Erst später wird man
sehen, wer in diesem Fall die Verlierer sind. Vermutlich sind es
wieder einmal die Steuerzahler, die systemrelevante Kreditinstitute
retten müssen. Geschröpft werden aber auch die
Aktionäre der Banken und alle Bürger, die sich auf die
Sicherheit ihrer Lebensversicherungen und Pensionsfonds
verlassen.
Bei dieser Gelegenheit sei angemerkt: Ich bin sowieso kein Freund
privater Pensionsfonds, wie sie in den USA üblich sind. Ein
staatliches Umlage-Rentensystem ohne Kapitalansammlung (wie in
Deutschland) scheint mir nicht nur sicherer, sondern auch plausibler.
Weil der sogenannte Generationenvertrag nicht Unsummen an Kapital
bindet! Kapital, das dem Konsumkreislauf entzogen wird und
zumindest teilweise in spekulative Geschäfte fließt (und
damit die Marktwirtschaft verzerrt).
Der Staat
könnte den nun schon seit 10 Jahren anhaltenden
Vernichtungswettbewerb im Kreditgewerbe verhindern, indem er zum
Beispiel für Hypotheken einen Festzins von mindestens 4,5 % per
anno (bei 10jähriger Bindung) vorschreibt und zudem verlangt,
inländische Immobilien nur über deutsche Institute
finanzieren zu lassen.
Aber in einer Zeit des real existierenden Kasinokapitalismus sind
solche Vorgaben natürlich verpönt. Jeder denkt nur an den
eigenen Profit (die günstige Finanzierung seines Eigenheims).
Und ob die deutschen Banken zusammenbrechen, interessiert im Voraus
nicht wirklich. Wenn ich mich recht erinnere, haben die beiden
verbliebenen deutschen Großbanken (Deutsche Bank und
Commerzbank) in den letzten 15 Jahren einen Wertverlust von ca. 80-90
Prozent hinnehmen müssen. Braucht man sich über diese
Entwicklung wirklich keine Gedanken machen?
Können
unterentwickelte Staaten nur über die Globalisierung
aufsteigen?
Meine
obigen Ausführungen mögen auch dazu beitragen, die fatalen
Irrlehren der zollfeindlichen
Kapitallobby
zu entkräften. Nicht die Globalisierung, sondern innere Reformen
sind der Schlüssel für einen nachhaltigen
volkswirtschaftlichen Erfolg.
Das Ende des Massenelends in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wurde
am 24. Juni 1948 über Nacht durch die Währungsreform
eingeleitet. Das Vertrauen in die neue deutsche Mark und die
gleichzeitige Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung (staatlich gelenkte
Preis- und Produktionsplanung) führte dazu, dass von heute auf
morgen die Läden wieder voll waren, die Menschen neuen Lebensmut
schöpften und voller Tatendrang eine sinnvolle Erwerbsarbeit
anstrebten.
Es braucht nicht unbedingt fremdes Kapital für diese
Initialzündung. Das neue Geld des Staates ist nicht
schlechter als das bedruckte Geldnotenpapier des Auslandes - wenn
das Vertrauen in die neue Regierung gerechtfertigt ist. Wenn also
moralische Grundsätze wieder Gültigkeit haben,
Schwarzhandel, behördliche Willkür, Korruption und
Vetternwirtschaft durch eine nachvollziehbare Rechtsstaatlichkeit
ersetzt wurde.
Die einzige Hilfe, die ein darniederliegendes Land für seinen
Aufbau braucht (nicht zwingend, aber es vereinfacht die Sache
ungemein): Günstige ausländische Investitionskredite
zum Kauf unverzichtbarer Rohstoffe und Maschinen (vor allem für
Kleinunternehmer und mittelständische Betriebe). So wie sie 1948
neben vielen anderen Staaten auch die BRD von den USA über den
Marshallplan erhalten hat. Diese Form von Hilfe zur Selbsthilfe
dürfte wesentlich billiger kommen als die bisher nach dem
Gießkannenprinzip gewährten Unterstützungen. Die
Kreditgewährung darf natürlich nicht gekoppelt werden an
aufgezwungene, erpresserische Freihandelsverträge. Ein im Aufbau
befindlicher Staat braucht nun einmal hohe Schutzzölle, um die
sich mühsam entwickelnde Kaufkraft im Lande zu halten.
Oberstes Gebot: Zurückhaltung bei Auslandskrediten!
Immer wieder scheitern Staaten, weil sie sich im Ausland zu stark
verschulden. Durch zu hohe Kreditlasten geraten sie dann in einen
Strudel von Abhängigkeiten, der nicht selten in einer
Hyperinflation mündet. Deshalb sind Auslandskredite immer nur
eine Notlösung. Der Aufbau einer eigenen vertrauenswürdigen
Landeswährung muss oberstes Ziel eines jeden Entwicklungslandes
sein. Verfügt dieses Land über genügend Rohstoffe oder
bringen ausländische Investoren Devisen ins Land, sollte auf
Auslandskredite weitgehend verzichtet werden. Denn Auslandskredite
führen generell zu großen Abhängigkeiten, in manchen
Fällen sogar zu einer indirekten Versklavung der gesamten
Bevölkerung.
Venezuela
- wie die Globalisierung und der Geldrausch ein Land ruinierte...
Getreu der
hochgehandelten Heilslehren der volkswirtschaftlichen Urgesteine Adam
Smith und David Ricardo baute Venezuela ganz auf die Globalisierung.
Man folgte der empfohlenen Doktrin, hauptsächlich das
herzustellen, was man international am besten vermarkten konnte. Die
venezulanische Wirtschaft konzentrierte sich infolgedessen auf den
Export von Öl (das südamerikanische Land hat weltweit die
größten Ölvorkommen). Als Ausgleich zum gewaltigen
Ölexport wurden am Ende etwa 90 % der Verbrauchsgüter und
Lebensmittel importiert.
Und nun? Der Ölpreis hat sich in den letzten Jahren
halbiert, die verstaatlichten Förderanlagen und Raffinerien in
Venezuela sind veraltet und verkommen. Ingenieure und Eliten haben
ihr Heimatland wegen der Misswirtschaft und der Korruption verlassen.
Die verbleibende Bevölkerung hungert (die Landwirtschaft liegt
darnieder), bezahlte Arbeit gibt es kaum.
Hätte Venezuela von vornherein seine Unternehmer und die
Landwirtschaft über hohe Importzölle geschützt,
wäre es zum modernen Industriestaat aufgestiegen. Nun aber
herrscht dort das absolute Chaos (Hunger, Elend, Hyperinflation,
Massenflucht). Selbst die Milliardengewinne aus dem Erdölexport
können die Misere nicht mehr abwenden.
Dabei sind
Bodenschätze doch eigentlich ein Gottesgeschenk, sie sind
gigantischen Entwicklungshilfen gleichzusetzen. Man stelle sich das
einmal vor: Hunderte oder gar tausende Milliarden Euro an
Erdöleinnahmen sind verpufft, wurden für den importierten
Wohlstand verbraten, haben sich in Luft aufgelöst. Im
zerstörten Deutschland hat nach dem 2. Weltkrieg eine
vergleichsweise niedrige Summe an Krediten (Marschallplan)
ausgereicht, um ein lang anhaltendes Wirtschaftswunder
auszulösen.
Was lehrt uns das alles? Auch noch so hohe Entwicklungshilfen
bringen nichts, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. So wie
Venezuela haben auch zahlreiche andere Staaten ihre üppigen
Bodenschätze nicht für den Aufbau ihres Landes genutzt.
Hätte es dort überall hohe Einfuhrzölle gegeben,
sähe die Welt heute anders aus.
Schlussanmerkung:
Ganz im
Sinne von Milton Friedmann wurden die globalen Finanzmärkte seit
den 1980er Jahren radikal liberalisiert und haben sich von der
Realwirtschaft weitgehend entkoppelt. Allein im Derivatemarkt werden
pro Jahr über 1000 Billionen Euro umgesetzt. Welcher Staat kann
da noch durchblicken bzw. eine echte Kontrolle ausüben?
Der Dax, in dem die 30 größten deutschen Aktienkonzerne
gelistet sind, konnte in den letzten 30 Jahren einen Kursanstieg von
1000 Prozent verbuchen (obwohl die beiden einstigen Schwergewichte
Deutsche Bank und Commerzbank im Wert abgestürzt sind). Im
gleichen Zeitraum sind in Deutschland die inflationsbereinigten
Nettolöhne und vor allem die Renten gesunken. Also läuft
alles bestens!? Keine Änderungen notwendig!? Es lebe der globale
Ultraliberalismus?
Können
Geschäftsbanken tatsächlich Geld schöpfen?
Das wird
oftmals von Finanzexperten behauptet. Demnach soll das Geld, das von
Geschäftsbanken an die Kunden verliehen wird, nicht von den
Zentralbanken oder den Spareinlagen anderer Kunden stammen, sondern
über das Giralgeld (elektronische Kontobewegungen) erzeugt
werden.
Aber diesen Behauptungen wird auch heftig widersprochen. Nicht zu
unrecht wird argumentiert: "Wenn die Geldschöpfung so einfach
wäre, wenn die Banken so leicht neues Geld generieren
könnten, warum gibt es dann überhaupt noch Bankenpleiten?".
Mir scheint diese Geldschöpfungstheorie auch suspekt. Wenn sie
aber tatsächlich stimmen würde, bestünde meines
Erachtens akuter Handlungsbedarf. Nach meiner Auffassung dürfte
allein die eigene Staatsbank bzw. Zentralbank legitimiert sein, neues
Geld zu kreieren. Alles andere wäre der reinste Wahnsinn, eine
tickende Zeitbombe.
Anmerkung:
Meine Einschätzungen beruhen auf eigenen Marktbeobachtungen. Ich
bin kein Banker und habe deshalb auch kein Insiderwissen. Ich gebe
deshalb keine Gewähr für die Richtigkeit meiner Analysen.
Aber bezüglich der Geldtheorie klaffen die Meinungen eh stark
auseinander. Selbst die beiden bedeutendsten Finanzexperten des 20.
Jahrhunderts, Keynes und Friedmann, vertraten in entscheidenden
Punkten völlig konträre Ansichten.
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notwendige Reformen. Es dankt Ihnen Manfred J. Müller
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Nicht
der Kapitalismus ist böse, sondern die Globalisierung ist es.
Bücher von Manfred J. Müller
Hintergrund
& Analyse (Folge
2)
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sämtlicher Texte: Manfred Julius Müller (unabhängiger,
parteiloser Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher).
Scheindemokratie: Die Tyrannei der radikalen
Mitte!
Inflationsrate
7 %, Sparzins 0 % - wie unser Rechtsstaat seine Bürger enteignet
Die
entscheidenden Auswirkungen der Globalisierung bleiben
unbeachtet!
Die
Spätfolgen der Globalisierung werden verschwiegen
Der
provozierte Ukrainekrieg und die Unschuld des Medienprofis Selenskyj
Trügerischer
Wirtschaftsboom:
Wann
zerfällt das Kartenhaus aus Billiggeldschwemme, Nullzinspolitik
und Währungsdumping?
Wieso
kommt es trotz hoher Massenarbeitslosigkeit in Deutschland zu einem
Fachkräftemangel?
Hat
der früh einsetzende Erdüberlastungstag wirklich nichts mit
der Überbevölkerung zu tun?
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die
Wirtschaft
EU-Gegner:
Die EU wird sich als größter Irrtum der Geschichte
erweisen!
Wie
kaufe ich mir eine Regierung?
Wie
das Staatsfernsehen über Emotionen Politik macht
Zur
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
10. März 2018
Was ist
dreist?
Dreist
ist, wenn trotz eines seit 1980 anhaltenden schleichenden Niedergangs
und Lohnrückgangs immer noch am zollfreien Welthandel, am
Subventionswettlauf, am Euro, am EU-Bevormundungs- und
Bürokratiemonstrum, an der Umwandlung Deutschlands zum
Multikulti-Vielvölkerstaat, an der kollektiven
Erbschuldideologie usw. festgehalten wird.